Kurzzusammenfassung | Waldbiodiversität kann nicht direkt bestimmt und für Monitoringzwecke erhoben werden. Indikatoren, welche wissenschaftlich fundiert, möglichst unterschiedliche Stufen der Biodiversität abbilden, sind dazu nötig. Weiters müssen Indikatoren auf konkrete Bereiche abzielen, welche für Entscheidungsträger in Forstpolitik und anderen relevanten Politikbereichen relevant sind. In diesem BFW-Bericht wird ein aggregierter Biodiversitätsindex für Wald (BIW) vorgestellt, welcher detailliert beschrieben wird. Diese Index basiert auf verschiedenen Indikatoren, welche nach ihrer Bedeutung für die Erhaltung der Artenvielfalt und der genetischen Diversität gewichtet wurden. Der BIW besteht aus acht Zustandsindikatoren, einem Einflussindikator und vier Maßnahmenindikatoren. Es wurde bei der Auswahl der Zustandsindikatoren angenommen, dass Wälder, welche durch zahlreiche natürliche Prozesse charakterisiert werden können oder welche Strukturelement aufweisen, welche in Naturwäldern typisch sind, eine hohe Biodiversität aufweisen. Als Einflussindikator wurde der Wildverbiss und Waldweideeinfluss berücksichtigt. Ein ausreichendes Netz von Naturwaldreservaten, Generhaltungswäldern und genutzten Saatgutquellen stellt die Basis der Maßnahmenindikatoren dar. Für jeden einzelnen Indikator wurde ein Referenzwert (nicht gleichbedeutend mit Zielwert) definiert, welcher die Indikatorenwerte so relativ messbar und damit untereinander vergleichbar macht. Der BIW wird auf einer Punkteskala von 0 (schlechtester Zustand) bis 100 (optimaler Zustand) quantifiziert, wobei ausdrücklich darauf hinzuweisen ist, dass ein Wert von 100 Punkten in einem bewirtschafteten Wald i.d.R. nicht auftreten bzw. allenfalls theoretisch bei einzelnen Indikatoren erreicht werden kann. Die Gewichte der einzelnen Indikatoren wurden im Rahmen einer internetbasierten Expertenumfrage festgelegt. Aus Kostengründen basierte die Datengrundlage bei den Zustandsindikatoren vorwiegend auf den Ergebnissen der Österreichischen Waldinventur. Der BIW entspricht dem gewichteten Mittel der einzelnen Indikatorenwerte und ist daher leicht kommunizierbar und anwendungsfreundlich. Obwohl der BIW primär für den gesamten österreichischen Wald erhoben wird, wurden die Indexwerte auch für verschiedene Naturräume berechnet. Hohe Werte wurden für den gesamten Alpenbereich, geringfügig kleinere Werte wurden für den Norden und Nordosten Österreichs berechnet. Für das gesamte Bundesgebiet wurde ein BIW in Höhe von 60 ermittelt, welcher auf eine relativ hohe Biodiversität im Wald schließen lässt.
Schlüsselworte | Biodiversitätsinidkatoren, Erhaltung, Monitoring, Naturschutz, nachhaltige Forstwirtschaft
Abstract: Indicators are needed to tackle this task and must be based on scientifically valid relationships concerning different levels of biodiversity. In addition, indicators must aim at tangible goals for forest policy and other relevant stakeholders. In this BFW-Report we propose and thoroughly describe a single aggregated measure – the Austrian Forest Biodiversity Index (AFBI). This index is based on different indicators being weighted depending on their significance for the maintenance of forest species richness and genetic diversity. It consists of eight state, one pressure and four response indicators. Selection of state indicators is based on the general hypothesis that forests which mimic natural conditions or are characterized by structural elements of old-growth forests maintain a high number of forest dependent species and a high genetic richness therein. Impact by game and lifestock is taken as response indicator into account. Among the response indicators we consider the establishment of natural forest reserves, genetic reserve forests, seed stands and seed orchards as relevant. For each single indicator a reference value (not identical with target value) has been identified so that the actual indicator can be rescaled and be given a score that may theoretically vary between 0 (worst) and 100 (excellent). It is noteworthy that a single indicator can normally not amount to a score of 100 in managed forests. Single indicators have been weighted based on a web-based expert consultation. Proposed operational tools, especially for state indicators, are mainly based on available data provided by the Austrian forest inventory in order to keep costs low. The AFBI equals the weighted mean of all single indicators scores making this index simple to communicate and straightforward to apply. Although this index is mainly intended to be used for the whole federal territory, the AFBI was also calculated for different ecoregions indicating geographical differences. High values have been found in the Alps, slightly lower values characterize the north and north-eastern part of Austria. Overall, the AFBI amounts approximately to a score of 60 indicating high forest biodiversity.
Keywords | biodiversity indicators, conservation, monitoring, nature protection. sustainable forestry
Inhaltsverzeichnis
Kurzzusammenfassung
Abstract
1. Biodiversitätsindex Wald – Einleitung
1.1. Biodiversität – internationaler und nationaler Kontext
1.2. Entwicklung eines Monitoringsystems für den Wald in Österreich
1.3. Biodiversitätsindex Wald (BIW)
1.4. Datengrundlagen
1.5. Weitere Ansätze für Indikatorsysteme und Indizes zur Erfassung von Waldbiodiversität
2. Biodiversitätsindex Wald - Indikatoren
2.1. Zustandsindikatoren
2.1.1. Zustandsindikatoren - Natürliche Baumartenzusammensetzung
2.1.2. Zustandsindikatoren - Natürliche Waldstrukturelemente
2.1.3. Zustandsindikatoren – Sicherung zukünftiger, genetisch mannigfaltiger Baumgenerationen
2.1.4. Wald-Landschafts-Mosaik
2.2. Einflussindikator
2.3. Maßnahmenindikatoren
3. Gewichtung der Indikatoren
3.1. Online-Befragung
3.2. Auswahl der Experten und Beteiligung
3.3. Ergebnisse der Umfrage und Gewichtung
4. Auswertungen
4.1. Indikatoren
5. Aggregation der Indikatoren
6. Auswertungen vorangegangener Erhebungsperioden
6.1. Zustandsindikatoren (ÖWI)
6.2. Maßnahmenindikatoren
6.2.1. Naturwaldreservate (I10):
6.2.2. Generhaltungswälder (I11):
7. Diskussion und Ausblick
8. Zusammenfassung
9. Anhang I: Tabellen
10. Anhang II: Ergänzende Informationen
10.1. Gewichtung der Indikatoren – Expertenbefragung (Screenshots)
10.2. ÖWI-Daten
10.3. Erläuterungen zum Indikator I12: Saatguterntebestände – optimierte Nutzung vorhandener genetischer Ressourcen