Wurzeldeformation und Wurzelschäden durch unsachgemäße Pflanzmethoden
Jährlich werden in Österreich zwischen 40-50 Millionen Forstpflanzen produziert und durch Anwendung verschiedener Pflanzverfahren auch versetzt. Nicht enthalten in dieser Summe ist die Zahl der Importpflanzen aus Nachbarstaaten und EU-Ländern. Die Bestandesbegründung stellt eine hohe Investition für die Zukunft dar. Sorgfältige Planung und die Vermeidung möglicher Fehler sind daher ein Gebot, welches sowohl aus betriebswirtschaftlicher Sicht, als auch aus Waldschutzgründen zu Erhaltung gesunder und stabiler Wälder von höchster Bedeutung ist.

Welches Pflanzverfahren ist das Beste?

Stützt man sich auf die Untersuchungen der Nachbarländern (insbesondere Deutschland) und auf eigene Erfahrungen, so muß man zur Ansicht gelangen, daß es kein Setzverfahren gibt, welches nicht auch nachteilige Auswirkungen auf die gepflanzten Bäume hat. Bei richtiger Anwendung lassen sich jedoch Fehler vermeiden und negative Auswirkungen verringern. Selbst bei Naturverjüngung und Saat sind Wurzeldeformationen nicht auszuschließen (vgl. Abb.1-5*: Häufigkeit von Wurzeldeformationen, Hauptwurzelverkrümmungen, Seitenwurzelverkrümmungen, Etagenwurzelbildung und Stauchungen). Deutliche Unterschiede sind auch im Sproßhöhenzuwachs (Abb. 6*) und im relativen Tiefenwachstum erkennbar (Abb. 7*).

Erwartungsgemäß ist auch der Pilzbefall an den Wurzeln gepflanzter und naturverjüngter bzw. gesäter Bäume verschieden hoch (Abb. 8*), was auch zu höheren Ausfallsraten der Kategorie "gepflanzter Bäume" führt. In einer vom Institut für Waldschutz 1994 angelegten Versuchsfläche, welche Winkelpflanzung mit Lochpflanzung bei den Baumarten Fichte und Esche vergleicht, lag das Ausfallsprozent nach 3 Jahren bei der Lochpflanzung bei 14% gegenüber 32% bei der Winkelpflanzung.

Sekundärwurzelsystem nach zu tiefer Pflanzung

Containerpflanzen

Containerpflanzen sind durch optimales Wurzelsubstrat während der ersten Jahre wurzelnackten Pflanzen im Anwuchserfolg meist überlegen. Es mehren sich aber die Beispiele, wo Containerpflanzen 5-10 Jahre nach der Verpflanzung plötzlich absterben oder bei Sturm geworfen werden. Bei genauem Betrachten der Wurzelsysteme solcher Bäume läßt sich rasch feststellen, daß diese völlig unzureichend entwickelt sind, ja teilweise regelrecht in ihrem "Blumentopf" verhungert sind (Abb. 9*). Erstaunlicherweise sind derartige Schäden nicht nur auf "bindigen" Böden zu beachten.

Abgestorbene Containerpflanze mit ungenügend ausgebildetem Wurzelsystem (Blumentopfeffekt) Detailaufnahme des Wurzelsystems der Containerpflanze Hallimaschbefall und Blumentopfeffekt der Containerpflanze

Schlußfolgerung

Naturverjüngung und Saat sind allen Pflanzmethoden in vielerlei Hinsicht überlegen; sie zeigen höheres Sproßwachstum, weniger Wurzeldeformationen, tiefere Bodenerschließung, geringere Ausfallsprozente und weniger Pilzschäden. Schon 1882 schrieb HARTIG im Lehrbuch der Baumkrankheiten: "Wurzelbeschädigungen, welche theils durch Thiere z.B. Mäuse, am meisten aber durch den Menschen beim Culturbetriebe ausgeführt werden, sind stets nachtheilig für die Pflanzen. Es muss desshalb sowohl während des Aushebens, als auch beim Transport und beim Einpflanzen der Erhaltung der Wurzeln die grösste Sorgfalt gewidmet werden.



Dieser Beitrag wurde als Referat bei der Tagung "Fehler bei der künstlichen Bestandesbegründung" vorgetragen.

*Abb. 1-9 aus LWF: Pflanzverfahren und Bewurzelung, Bericht zur 1. Wiederholungsaufnahme (Teilprojekt V 19-III). Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.



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03.02.06 | Autor: Tomiczek Ch.