Stützt man sich auf die Untersuchungen der Nachbarländern (insbesondere Deutschland) und auf eigene Erfahrungen, so muß man zur Ansicht gelangen, daß es kein Setzverfahren gibt, welches nicht auch nachteilige Auswirkungen auf die gepflanzten Bäume hat. Bei richtiger Anwendung lassen sich jedoch Fehler vermeiden und negative Auswirkungen verringern. Selbst bei Naturverjüngung und Saat sind Wurzeldeformationen nicht auszuschließen (vgl. Abb.1-5*: Häufigkeit von Wurzeldeformationen, Hauptwurzelverkrümmungen, Seitenwurzelverkrümmungen, Etagenwurzelbildung und Stauchungen). Deutliche Unterschiede sind auch im Sproßhöhenzuwachs (Abb. 6*) und im relativen Tiefenwachstum erkennbar (Abb. 7*).
Erwartungsgemäß ist auch der Pilzbefall an den Wurzeln gepflanzter und naturverjüngter bzw. gesäter Bäume verschieden hoch (Abb. 8*), was auch zu höheren Ausfallsraten der Kategorie "gepflanzter Bäume" führt. In einer vom Institut für Waldschutz 1994 angelegten Versuchsfläche, welche Winkelpflanzung mit Lochpflanzung bei den Baumarten Fichte und Esche vergleicht, lag das Ausfallsprozent nach 3 Jahren bei der Lochpflanzung bei 14% gegenüber 32% bei der Winkelpflanzung.
Sekundärwurzelsystem nach zu tiefer Pflanzung |
Containerpflanzen sind durch optimales Wurzelsubstrat während der ersten Jahre
wurzelnackten Pflanzen im Anwuchserfolg meist überlegen. Es mehren sich
aber die Beispiele, wo Containerpflanzen 5-10 Jahre nach der
Verpflanzung plötzlich absterben oder bei Sturm geworfen werden. Bei
genauem Betrachten der Wurzelsysteme solcher Bäume läßt sich rasch
feststellen, daß diese völlig unzureichend entwickelt sind, ja
teilweise regelrecht in ihrem "Blumentopf" verhungert sind (Abb. 9*). Erstaunlicherweise sind derartige Schäden nicht nur auf "bindigen" Böden zu beachten.
Naturverjüngung und Saat sind allen Pflanzmethoden in vielerlei Hinsicht überlegen; sie zeigen höheres Sproßwachstum, weniger Wurzeldeformationen, tiefere Bodenerschließung, geringere Ausfallsprozente und weniger Pilzschäden. Schon 1882 schrieb HARTIG im Lehrbuch der Baumkrankheiten: "Wurzelbeschädigungen, welche theils durch Thiere z.B. Mäuse, am meisten aber durch den Menschen beim Culturbetriebe ausgeführt werden, sind stets nachtheilig für die Pflanzen. Es muss desshalb sowohl während des Aushebens, als auch beim Transport und beim Einpflanzen der Erhaltung der Wurzeln die grösste Sorgfalt gewidmet werden.
*Abb. 1-9 aus LWF: Pflanzverfahren und Bewurzelung, Bericht zur 1. Wiederholungsaufnahme (Teilprojekt V 19-III). Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.